Sallis Salon II
Nach DDR-Revolution und Mauerfall: Wie uns die Fremdheiten klar wurden. Was trennte, was verband uns?
Der Westberliner Schriftsteller Wolfgang Brenner und der Ostberliner Liedersänger und Publizist Eckehard Maaß im Gespräch mit Salli Sallmann
Über DDR-“Wende“, Mauerfall und Wiedervereinigung reden derzeit alle Medien. Salli Sallmanns Salon versucht, die Geschichten hinter der Geschichte herauszufinden, um sich zu erinnern, aber auch, um Erklärungshinweise auf heutige Konflikte und Spannungen im seit neunundzwanzig Jahren wiedervereinigten Land besser zu verstehen. Gerade in Berlin sind nach fast dreißig Jahren kaum noch lupenreine Ossis oder Wessis zu finden. Der Radio-Literaturjournalist Salli Sallmann (Ex-RBB) hat sich auf die Suche gemacht und Gäste aus dem ehemaligen Ost - und Westberlin gefunden, die damals zur Wende und beim Mauerfall noch erkennbar Ost - oder West-sozialisiert waren. Mit ihnen diskutiert er über die kulturellen, kulturpolitischen und mentalen Veränderungen der beiden ehemaligen Teilstädte Ost / West-Berlin und Deutschländer Ost und West seit der Wende und neuen deutschen Einheit.
Inhaltlich soll es aber auch um die 30 Jahre zwischen damals und heute aus Ost - und Westberliner oder Gesamtberliner Perspektive gehen, und es soll nach ähnlichen oder unterschiedlichen Erfahrungen und möglichen gemeinsamen oder divergierenden Perspektiven beiderseits der ehemaligen Mauer gehen. Im Mittelpunkt steht die Frage, wie wir uns heute unsere eigene Geschichte und unsere eigenen Geschichten erzählen.
Salli Sallmanns Salon versucht, Anregungen zu liefern.
Ekkehard Maaß
Ekkehard Maaß galt und gilt als Ostberliner Instanz. Er wurde in Naumburg (Saale) als Sohn eines Pfarrers geboren.
Ekkehard Maaß studierte Theologie und Philosophie, zunächst an kirchlichen Einrichtungen, dann an der Humboldt-Universität zu Berlin. Wegen der Freundschaft mit Wolf Biermann und des Sammelns von Unterschriften gegen seine Ausbürgerung wurde er vom Studium relegiert; die Stasi leitete gegen ihn „operative Maßnahmen“ ein.
In der DDR war er als Sänger von Bulat Okudshawa-Liedern bekannt. In seiner Wohnung veranstaltete und veranstaltet Ekkehard Maaß Lesungen für junge und alte Dichter. Dem Lyriker Uwe Kolbe zufolge waren es in Ostberlin „die wichtigsten Lesungen der jüngeren DDR-Literatur“– ein Beitrag zur Förderung einer Künstlergeneration, die sich zehn Jahre vor dem Ende der DDR von der kommunistischen Ideologie losgesagt hatte und die als Prenzlauer-Berg-Szene Berühmtheit erlangte.
Letzte wichtige Veröffentlichung von Ekkehard Maaß war, von Peter Böthig herausgegeben: Sprachzeiten. Der literarische Salon von Ekke Maaß. Eine Dokumentation von 1978 bis 2016.
Wolfgang Brenner
Wolfgang Brenner kommt aus dem Saarland. Als Westberliner Journalist schrieb er für das Stadtmagazin Tip und überregionale Zeitungen, die Süddeutsche Zeitung, die Frankfurter Rundschau. In der Sonntagsausgabe der F.A.Z. erschienen über mehr als 17 Jahre die Schmalenbach-Kolumnen – satirisch pointierte Episoden aus dem Alltag eines in die Jahre gekommenen Alt-68ers.
Wolfgang Brenner verfasste Romane, Hörspiele, Radio-Features und Drehbücher zu Fernsehkrimis(u. a. für die Serien Tatort und Polizeiruf 110), er schrieb essayistische Biografien: u.a. über Walther Rathenau, den Außenminister in der Weimarer Republik, sowie über den saarländisch-sowjetischen Vorzeige-Jungpionier Hubert L’Hoste. Von Wolfgang Brenner erschien unlängst "Die ersten hundert Tage. Reportagen vom deutsch-deutschen Neuanfang 1949" und jetzt eben erschien Wolfgang Brenners neuestes Buch unter dem Titel „Das deutsche Datum: Der neunte November“.
Salli Sallmann, 1992 – 2018 Literaturredakteur bei ORB, SFB und dann RBB, Liedermacher und Buchautor. Ein Drittel Leben im Osten – zwei Drittel im Westen.