Information 03/16
Bürgerkomitee ‚15. Januar‘ e.V. fordert Anhörung, Sanierungskonzept und neue Initiativen für das ehemalige Stasi-Gelände in Lichtenberg
23.10.2016
Das Bürgerkomitee e.V. mahnt an, dass in den laufenden Berliner Koalitionsverhandlungen und den Gesprächen zur Bildung des Bezirksamtes Lichtenberg auch Initiativen zum Gelände des ehemaligen Ministeriums für Staatssicherheit in Berlin-Lichtenberg festgelegt werden.
In den letzten 26 Jahren ist es auf dem Gelände städteplanerisch nur wenig vorangegangen. Der Geist von Erich Mielke weht immer noch zu stark durch das Gelände.
Der DDR-Geheimdienst, war wahrscheinlich der größte in der kommunistischen Welt -bezogen auf die Bevölkerungszahl. Auch die radikale Auflösung dieses Geheimdienstes durch bürgerschaftliches Engagement dürfte weltweit einmalig sein. Es muss eine daher eine Lösung gefunden werden, die die Machtfülle des MfS nach wie vor erfahrbar macht, der Bedeutung des MfS und seiner Auflösung gerecht wird und dem Charakter einer Bildungs- und Gedenkstätte entspricht, ohne ein "Mielke-Mausoleum" zu sein.
Ferner muss das Gelände den langfristigen Interessen des sich dynamisch entwickelnden innenstadtnahen Bezirkes Lichtenberg entsprechen, und stärker in das Leben von Alt-Lichtenberg eingebunden werden.
Vorschläge im Einzelnen:
-Es ist endlich ein Sanierungskonzept zu erarbeiten und es sind entsprechende Sanierungsgebote durchzusetzen.
-Das derzeitige Angebot einer Open-Air-Ausstellung und der Gedenkstätte am ehemaligen Mielke-Sitz reichen nicht aus, um das Gelände dauerhaft zu stabilisieren und für Besucher attraktiv zu machen.
-Der Senat und das Bezirksamt Lichtenberg sollten zusammen mit dem Entwicklungsträger Bedingungen für städtebauliche Verhältnisse schaffen, die dem Ambiente gerecht werden. Neue Ideen sind gefordert.
-Man könnte beispielsweise einen Cluster aus Hochschulausbildungs-, Bildungs-, Fortbildungseinrichtungen, Jugendbegegnungsstätte, kommunalem Kino, Vereinen und privaten Firmen initiieren, die sich mit Fragen der Geschichtsaufarbeitung, der Museums- und Gedenkstätten- und Ausstellungspädagogik beschäftigen, und für entsprechende Gewerke für Ausstellungs-, PR, Internetdesign, etc. Räume bereitstellen. Auch Einrichtungen, Vereine, etc. zur vergleichenden Menschenrechts- oder Diktaturforschung wären denkbar. Ebenso fehlen gastronomische Angebote und Einrichtungen für ein nachbarschaftliches Miteinander und auch für Jugendliche in Alt-Lichtenberg.
-Das Leitbild des Entwicklungsträgers sollte um das spezielle Archiv-, Bildungs-, Ausstellungs- und Gedenkstättenangebot, das eine überregionale Ausstrahlung hat, erweitert werden.
-Das Gelände ist stärker an den Lichtenberger Stadtraum anzubinden. Das Gelände sollte besser an die Grün-. und Wegeflächen westlich der Ruschestrasse, nördlich am Stadion und Arbeitsamtsgelände und östlich am Rodeliusplatz anschließen, ggf. auch mit Hilfe von Tordurchbrüchen.
-Im Innenraum des Geländes sollte es mehr Wege geben, mehr Grün und mehr attraktive Verweilzonen geschaffen werden, die dazu anregen, das Gelände zu betreten und sich mit dem dortigen Ausstellungs- Bildungs- und Gedenkstättenangebot auseinanderzusetzen.
-Es ist zu überlegen, das Gelände behutsam zu entkernen und kleinere Gebäudeteilen, wie Baracken, Werkstätten und Garagen, die einer städtebaulich attraktiven Lösung im Weg stehen, aber nur geringen historischen Wert haben, zu entfernen. Eine Orientierung bietet Variante 1 im Blockkonzept des Entwicklungsträgers.
-Es sind auch vermehrte Anstrengungen nötig, mit den unterschiedlichen Eigentümern ins Gespräch zu kommen, um eine kooperative Nutzung für die Zukunft zu erreichen, die an den Interessen des Bezirkes und des weiterzuentwickelnden Archiv-, Bildungs-, Ausstellungs- und Gedenkstättenangebotes orientiert ist.
-Es ist erforderlich, nach der Bildung und Konsolidierung des Senats und der Stadtbezirksverwaltung in 2017 ressortübergreifend zügig eine Anhörung aller auf dem Gelände Beteiligter durchzuführen und einen Kreativwettbewerb auszuloben, um das Gelände ins Gespräch zu bringen, neue Ideen zu finden und entscheidende Impulse zu setzen.
Christian Booß
für den Vorstand, der Vorsitzende