Computergestützte Zusammensetzung von Stasi-Akten so gut wie tot.

Berliner Aufarbeitungsverein deckt Etiquettenschnwindel auf.

Pressemitteilung 30.10.2020

 

Das international beachtete Projekt der Stasi-Unterlagen-Behörde, zerrissene Stasi-Akten per Computer zusammensetzen zu lassen, ist offenbar am Ende. Dies ergibt sich aus Recherchen des Aufarbeitungsvereins Bürgerkomitee 15. Januar e.V.. Seit 2016 ist keine einzige Akte mehr elektronisch zusammengefügt worden. Von geplanten 400 Säcken mit zerrissenem Material liegen bislang ganze 23 vor. „Die Jahn-Behörde täuscht die Öffentlichkeit und das Parlament seit Jahren über den faktischen Stillstand der virtuellen Rekonstruktion.“ Inzwischen haben fast alle Projektexperten beim Fraunhofer Institut (IPK) mit ihrem Spezialwissen das Team verlassen, am Jahresende geht der langjährige Projekteiter und Initiator in den Ruhestand. „Der Bundestag fordert in dem Antrag vom 27.10.2020 zwar die Fortsetzung des Projektes, sagt aber nicht wie. Wenn er jetzt nicht schnell eingreift, ist das Stasi-Puzzle ist so gut wie tot.“ So Christian Booß vom Aufarbeitungsverein Bürgerkomitee 15.Januar e.V.

Die Software von 2012 ist inzwischen nicht mehr zeitgemäß und müsste neu bearbeitet werden. 2 Millionen Euro, die der Bundestag vor Jahren zur Fortsetzung des Projektes bewilligt hat, werden von der Jahn-Behörde seit Jahren nicht freigegeben. Sie sollten für einen neuen Scanner bereit gestellt werden, den das Fraunhofer Institut auf eigene Kosten entwickelt hatte, um mit einer höheren Auflösung bessere Ergebnisse bei der elektronischen Zusammensetzung von Aktenschnipseln zu erzielen. Mit seiner Technologie macht das Institut inzwischen weltweit Furore, nur das Projekt der Stasi-Unterlagenbehörde hängt. Seit Jahren streiten das Fraunhofer Institut in Berlin (IPK) und die Stasiunterlagenbehörde über Restzahlungen und den Fortgang des Projektes. „Die Sache scheint so verfahren, dass es offenbar ohne einen externen Schlichter nicht mehr weitergeht.“

 

Gegen die Zusammensetzung von Akten, die Stasi-Mitarbeiter in der Wende zerrissen hatten, um Beweismaterial zu vernichten, hatten sich in der Verwaltung schon immer Widerstände geregt. Es wurden nie die Ergebnisse der Aktenzusammensetzung wirklich qualifiziert offengelegt. Betroffenenakten wurden so gut wie nicht rekonstruiert. Zum Teil sind kaum erfüllbare technische Anforderungen an das Projekt gestellt, worden, was den Aufwand und die Kosten immer weiter vergrößerte. Auch waren immer neue Hürden bei der Vertragsgestaltung aufgebaut worden. Verhandlungen ziehen sich immer wieder über Monate hin. „Die Jahn-Behörde hat das Projekt versanden lassen, dass das Getriebe zum Stehen gekommen ist.“