Nach der Besetzung der Frankfurter Allee 187

Aufarbeitungsverein kritisiert Haltung des Senats am ehemaligen Stasi-Gelände

 29.9.2019

Kultursenator Klaus Lederer irrt. Das Gebäude in der Frankfurter Allee 187, das am Wochenende besetzt worden ist, muss nicht zwangsläufig dem Archivbauten auf dem ehemaligen Stasi-Gelände geopfert werden. Man könnte in diesen Räumen durchaus, wie geplant, Ateliers und Übungsräume für Künstler errichten. Wenn der Bund überhaupt das Geld und seine Planungen für sein Megaarchiv zusammenbekommt, ist auf dem Gelände genügend Platz, um es zu errichten.“ kritisiert der Vorsitzende des Aufarbeitungsvereins Bürgerkomitee 15. Januar e.V.

 

Der Verein reagiert damit auf die Besetzung des Hauses Frankfurter Allee 187. Die Häuserzeile gehörte bis 1990 zum Ministerium für Staatssicherheit. Nach dessen Auflösung ging sie an das Land Berlin, wurde eine zeitlang vom Bezirksamt Lichtenberg genutzt und steht seither überwiegend leer. Die Senats-eigene BIM wollte nach bisherigen Planungen das Haus für Ateliers und Übungsräume für Künstler herrichten. Dies wurde durch einen Plan des Stasi-Unterlagen-Beauftragten, Roland Jahn, zunichte gemacht. Jahn will die Häuser abreißen und an dessen Stelle ein DDR-Archiv mit den SED- und Staatsakten aus dem Bundesarchiv bauen lassen. Das Land Berlin und am vergangenen Donnerstag der Bundestag haben die Pläne grundsätzliche befürwortet.

 „Kultursenator, Senat, Abgeordnetenhaus und Bundestag haben es versäumt, sich vorab vor Ort sachkundig zu machen und Experten und Anwohnervertreter vor ihrer Entscheidung anzuhören. Das Megaarchiv ist umstritten. Die vom Bund geplanten Abrisse unnötig und unter dem Gesichtspunkt des Ensembleschutzes falsch. Die Außenumrisse des Stasi-Komplexes sollten erhalten bleiben, um die einmaligen Dimensionen dieses Überwachungsapparates deutlich machen zu können. Wir fordern den Berliner Senat auf, endlich mit der versprochenen Experten- und Anwohnerdiskussion auf der Standortkonferenz am ehemaligen Stasi-Gelände ernst zu machen, statt einfach Entscheidungen von oben durchzuzocken.“

 Der Aufarbeitungsverein hatte erst kürzlich kritisiert, dass die Bausenatorin, Katrin Lompscher, mit einer „Charta“ ihr Geländekonzept akklamieren lassen will, bevor die Konzepte für das Sanierungsgebiet überhaupt diskutiert wurden. Damit werden faktisch die Weichen für Abrisse gestellt. Ab Oktober soll das erste Haus in der Magdalenenstarße (Haus 6) vom Bund abgerissen werden, obwohl die Bausubstanz grundsätzlich gut ist und kein Nachnutzungskonzept vorliegt. Der Verein fordert deswegen schon seit längerem einen Abrissstop.

Die Abrisspläne des Bundes sind vollkommen überflüssig und nicht wirklich begründbar“, so der Vereinsvorsitzende. In Richtung auf die Besetzungen appelliert der Verein an die „Aktivisten“ nicht durch unüberlegte Aktionen ihr im Grundsatz richtiges Engagement zu diskreditieren. „Jetzt sind Gespräche und Verhandlungen gefragt.“