Aktion Fehlschlag
Wie die Stasi vor 30 Jahren mit Massenverhaftung Ausreisewillige und Oppositionelle rund um die Liebknecht-Luxemburg-Demonstration am 17. Januar 1988 bekämpfte und was daraus wurde….
14. Januar
Es sollte der ganz große Schlag gegen die Feinde des SED-Staates werden. Rund um die traditionelle Kampfdemonstration der Partei in Gedenken an die Ermordung von Rosa Luxemburg und Karl Liebknecht am 17. Januar 1988 schlug die Stasi zu. Personen, die mit eigenen Parolen wie dem Luxemburgzitat ‚Freiheit ist immer die Freiheit der Andersdenkenden‘ mitdemonstrieren wollten, wurden unter Druck gesetzt, der Demonstration fernzubleiben oder verhaftet. Einige Tage später wurden weitere Oppositionelle festgesetzt und mit Strafverfahren bedroht. Mit dieser Aktion sollten zum einen die sogenannten Ausreiseantragsteller getroffen werden, die sich im September 1987 zur AG Staatsbürgerschaftsrecht DDR zusammengefunden hatten; zum anderen sollte die Opposition enthauptet werden, indem prominente Köpfe wie Bärbel Bohley, Wolfgang Templin, Ralph Hirsch, Vera Wollenberger, Werner Fischer, sowie die Künstler Freya Klier und Stephan Krawczyk, kriminalisiert wurden. Doch angesichts der Proteste in der DDR, der Positionierungen der Evangelischen Kirche, der Bundesregierung und der Medienberichterstattung mussten SED und Stasi Kompromisse eingehen und von der harten Linie abweichen. Im Nachhinein erweisen sich die Proteste sogar als eine Art Generalprobe für das Protestjahr 1989. Bis heute zeigen die Ereignisse Widersprüche und werfen neue Fragen auf.
Podium
Günter Jeschonnek, Regisseur, am 10.12.1987 ausgebürgert, damals Mitbegründer und Sprecher der AG Staatsbürgerschaftsrecht der DDR
Monika Walendy, Ärztin, am 17. Januar 1988 inhaftiert, damals Mitglied der AG Staatsbürger-schaftsrecht der DDR
Wolfgang Templin, Publizist, am 25. Januar 1988 verhaftet und 5. Februar 1988 ausgewiesen,
damals Initiative Frieden und Menschenrechte
Hans-Jürgen Börner, ehemals ARD-Korrespondent in der DDR
Stephan Krawczyk, Sänger und Schriftsteller
Moderation. Christian Booß
Eine Veranstaltung des Bürgerkomitees 15. Januar und der ASTAK e.V. (Stasimuseum)