Terminankündigung: Streit um Denkort am Berliner Stasigelände

Eröffnung am Samstag den 7. Oktober um 17 Uhr

Wegen eines Streites um die Deutung am emaligen Ministerium für Staatssicherheit, die Eröffnung des Denkort mit der Skulptur „Einschlüsse“ bisher gescheitert. Aus Protest wollen mehrere Aufarbeitungs- und Opfer-NGOs das Denkmal jetzt am kommenden Wochenende selber eröffnen.

Die NGO´s, voran der Aufarbeitungsverein Bürgerkomitee 15. Januar e.V.  hatten 2017 vorgeschlagen, einen solche Denkort in Erinnerung an die Opfer der Willkürjustiz von 1945-89 zu erinnern. In der dortigen Haftanstalt waren allein fast 200 Personen zum Tode verurteilt worden. Das Stasi-Gefängnis war auch Zuführungspunkt, bei Massenfestnahmen. So wurden auch vor 34 Jahren am 7. und 8. Oktober festgenommene Demonstranten dort eingeliefert und schikaniert. „Der Künstler hat sich geweigert, derartige Stasiopfer in seinem Denkmal angemessen zu berücksichtigen. Das Bezirksamt hat vor dem Hintergrund dieser Kontroverse den Denkort nicht eröffnet, was für einen Denkort der Aufmerksamkeit auf Menschenrechtsverletzungen erwecken will, vollkommen widersinnig ist. Deswegen werden jetzt die Vereine am Samstag das Denkmal aus Protest selber eröffnen.“ So Dr. Christian Booß vom Verein Bürgerkomitee 15. Januar e.V.

 Motto des Denkortes:

„Für Menschenwürde- Gegen Diktatur.

Nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges etablierten die  sowjetischen Streitkräfte hier am Roedeliusplatz ihre Militärgerichtsbarkeit, der Haftort wurde später übernommen vom Ministerium für Staatssicherheit der DDR. Hier wurden 1945 bis 1989 hundertfach politisch motivierte Todes –und Hafturteile gesprochen. Daran erinnert dieser Denkort.“ Zitat auf der Platte der Skulptur. „Einschlüsse“

Zum Hintergrund

Der Denkort geht auf eine Initiative des Aufarbeitungsvereins Bürgerkomitee 15.Januar e.V. und anderer NGOs zurück. Er soll an massive Rechtsstaatsverletzungen in Ostdeutschland zwischen 1945 und 1989 erinnern. "Da es bis heute wegen deutlicher Meinungsverschiedenheit mit dem Künster und dem Bezirksamt keine offizielle Eröffnung gab, ergreifen wir NGOs, die die Idee dazu hatten, am Jahrestag der größten ostberliner Demonstration Anfang Oktober 1989 die Initiative und eröffnen das Denkmal", so Christian Booß vom Verein Bürgerkomitee 15. Januar e.V.

An keinem Ort in Berlin (Ost) waren kommunistische Repressionsorgane so dicht vertreten wie am Roedeliusplatz. Hier (Adresse Normannenstr. 22) residierte ab 1950 das Ministerium für Staatssicherheit. Im Gefängnis (Adresse Magdalenen- bzw. Alfredstraße) tagten sowjetische Militärgerichte, auf deren Konto hunderte von Todes- und Langstrafenurteile ging. Auch andere, weniger bekannte, sassen hier. Die Ballung der Repressionsinstitutionen war eine Folge des deutschen Angriffs auf die Sowjetunion. Dass diese Menschen nach der Besetzung Deutschlands auch Personen festnahm und bestrafte, war auch in anderen Besatzungszonen üblich. Aber die Repression unter stalinistischen Vorzeichen war meist menschenrechtswidrig und verletzte elementare Grundsätze des Rechts bis zum Ende der DDR. Zunehmend wurden Kritiker und Gegner des neues Besatzungsregimes und "seiner" SED-Diktatur ins Fadenkreuz der politischen Verfolgung genommen bis zu denen, die am 7. Oktober 1989 gegen den Wahlbetrug der SED und für Reformen protestierten und zur Einschüchterung auch hier in der Magdalenenstraße festgehalten und drangsaliert wurden.

Zum künstlerischen Entwurf

Seit Jahreswechsel  wurde dort nun eine Skulptur von Roland Fuhrmann errichtet, die mit ihren stilisierten 4 Hafttüren und 50 Kurzbiographien bzw. Zitaten von Repressierten an Menschenrechtsverstöße zwischen 1945 und 1989  durch die verschiedenen Institutionen am Platz erinnert.  Die Sowjetische Militärjustiz und die politische Justiz des Ministeriums für Staatssicherheit stehen im Vordergrund.

zur Vorgeschichte

In 2017 schlug der Verein Bürgerkomitee 15. Januar vor, der Repressionsorgane am Roedelius Platz zu erinnern. Nach anfänglichem Sträuben wurden vom Bezirksamt Gutachten beauftragt und ein Runder Tisch eingerichtet, der Leitlinien für den Denkort entwickelte. Diese wurden Basis eines künstlerischen Wettbewerbes.

Geplant ist am 7. Oktober um 17 Uhr vor Ort eine kleine Eröffnung

Mit Kurzstatements

Im Anschluss Filme mit Zeitzeugen zum 7. Oktober

gegen 17.45 Uhr im Raum 614, Haus 1 auf dem Stasigelände

im Anschluss get together ebenda

 

Es würde uns freuen, wenn Sie zusagen könnten.

MfG

Christian Booß, Beauftragter des Vereins Bürgerkomitee 15. Januar e.V.

Bueko_1501_berlin@web.de

0171-5311140

 

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Was noch?

 

Neu: Ergebnisse der ersten deutschlandweiten Umfrage zur Opferentschädigung

Erste Ergebnisse des Forschungsprojektes"Rechtsfolgen der politsichen Verfolgung im vereinigten Deutschland" an der Europauniversität Frankfurt (Oder), Viadrina (Leitung Prof. J. Weberling) im Rahmen des forschungsverbundes Landschaften der Verfolgung (LdV)

-Erste gesamtdeutsche Repräsentativumfrage zur Opferentschädigung

von Dr. Christian Booß, Forschungskoordinator (Überarbeitung des Vortrages auf dem Bundeskongress der Opfervderbände und Landesbauftragten, am 9.9. ´2023 in Werningerode.

http://h-und-g.info/forum/schwerpunkt-3/23-umwelt/default-title

 

auf H-und-G.info

 

 

Dort auch:

 

Gemeinsame oder gespaltene Erinnerung

H-und-G.info Kontroverse: Der Jahrestag des Hitler-Stalin-Paktes in Potsdam endete im Streit- und einer Aussperrung

Kontroverse um die Ostdeutsche Identität

Kontroverse um das Zentrum für Opposition und Widerstand

 

Demnächst: Umwelt und Umweltbewegung in der DDR.

 

Schon erschienen:

Überspannt: Hat die Entspannungspolitik ausgedient?

Das alte Westberlin

Am Authentischen Ort? Gedenkstätten

Ukraine-Krieg